Der Weg zum Finale führt über Hamburg

27.09.2018 9:58
Quelle: Stadionwelt
Nord, Ost, Süd, West – die vier deutschen Spielstätten für die Handball-WM 2019 repräsentieren alle Himmelsrichtungen und die vier Millionenstädte in Deutschland. HANDBALL inside porträtiert ab dieser Ausgabe die WM-Hallen. Den Auftakt macht die Barclaycard Arena in Hamburg.

Hamburg sei das Tor zur Welt, lautet eine der bekannten Redensarten über die Hansestadt im Norden Deutschlands. Bei der Handball-WM 2019 ist Hamburg zumindest das Tor zum Finale im Welthandball. In der Barclaycard Arena werden Ende Januar die beiden Halbfinal-Spiele des WM-Turniers ausgetragen. Die beiden Teams, die sich in Hamburg durchsetzen, spielen anschließend in Herning um die Krone des Handballs. Die Arena bringt einige Vorteile als wichtiger WM-Austragungsort mit: „Für Sportveranstaltungen wie die Handball-Weltmeisterschaft der Herren ist es wichtig, einen funktionalen und zentralen Standort zu finden. Mit einem Fassungsvermögen von 13.000 Zuschauern und erstklassiger Infrastruktur für große Unterhaltungs- und Sportveranstaltungen ist die Barclaycard Arena die größte Multifunktionsarena in Norddeutschland. Zudem verfügt die Arena über große Erfahrung, die hier in den letzten Jahren gesammelt wurde“, sagt Steve Schwenkglenks, General Manager der Barclaycard Arena.

Der kleine Nachbar des Volksparkstadions hat sich unter mehreren Namen (Color Line Arena, 02 World und nun Barclaycard Arena) zu einer Institution im Hamburger Stadtleben entwickelt. Auch wenn derzeit kein Profiteam mehr in der Arena spielt, kann die Halle in Hamburg auf eine erfolgreiche Handball-Historie zurückblicken. Sie beherbergte von 2002 bis 2016 das ehemalige Spitzenteam HSV Hamburg, das die Lizenz des VfL Bad Schwartau in der Bundesliga antrat und mit dem ortsansässigen Fußball- Bundesliga-Traditionsverein kooperierte und daher dessen Logo mit der Raute verwendete. Große Namen feierten große Erfolge mit dem Handball-Bundesligisten in der Ära von 2002 bis 2015 in der Barclaycard Arena. WM-Helden von 2007 wie Pascal Hens, Michael Kraus, Johannes Bitter und Torsten Jansen oder Weltstars wie die Gille-Brüder liefen hier auf. Nach mehreren Vizemeisterschaften (2007, 2009, 2010) feierte das Team 2011 hier mit 62:6 Punkten erstmals die Deutsche Meisterschaft vor dem THW Kiel. In der Meistersaison 2010/11 kamen im Schnitt 10.690 Zuschauer. Darüber hinaus war der Club auch im Pokal erfolgreich (2006 und 2010). Eindeutiger Höhepunkt war zweifellos der Triumph in der VELUX EHF Champions League 2013 in Köln, der nach einem 30:29 Final-Krimi erst in der Verlängerung gegen den FC Barcelona in die Hansestadt geholt wurde. Anschließend ging es jedoch vor allem finanziell bergab, nachdem sich der Mäzen und Präsident des Clubs, Andreas Rudolph, 2014 zurückzog. Auch die Zuschauerzahlen der Hamburger litten (2014/2015: 6.693 im Schnitt). Tiefpunkt war der Lizenzentzug im Jahr 2015, zum Neuanfang ging es runter in die 3. Liga.

Die Heimspiele des HSV Hamburg finden inzwischen in der kleineren Sporthalle Hamburg in Alsterdorf statt, Weltmeister und Ex-HSV-Spieler Torsten Jansen trainiert die Mannschaft, die als Tabellenführer in der Nord-Staffel der 3. Liga kurz vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga steht und wieder Handball-Begeisterung in Hamburg weckt. Es scheint, als würde der Neuanfang gelingen. Welches Potenzial das Team und die Stadt mitbringen, zeigt sich an der schon traditionellen Rückkehr in die Barclaycard Arena an Weihnachten. Dass Wiedersehen Freude macht, verdeutlichen die beiden Rekorde, die durch das kurzzeitige Comeback in der Arena entstanden. Am zweiten Weihnachtstag 2016 und 2017 strömten jeweils über 8.000 Zuschauer zum Drittligaspiel in die alte Heimspielstätte des HSV Hamburg. Sowohl gegen Flensborg (2016) als auch gegen Fredenbeck II im Jahr darauf gewann der HSV das Spiel. An Weihnachten 2017 stellte der Club mit 9.964 Zuschauern gegen Fredenbeck II einen neuen Rekord für die 3. Liga auf und verdeutlichte, welch großes Potenzial vorhanden ist. Die Marke von 9.000 ist längst nicht die Kapazitätsgrenze für die Hamburger Halle. Bei Handballspielen passen gut 13.000 Menschen in die Arena, während Konzerten sind es sogar bis zu 16.000. Die Barclaycard Arena musste 2016 aber nicht nur den Abgang des lokalen Handballteams, sondern im selben Jahr auch den Verlust des DEL-Teams Hamburg Freezers hinnehmen, das einst mit viel Euphorie in der höchsten Deutschen Eishockeyliga angetreten war, später aber mit Zuschauerschwund zu kämpfen hatte. Eigner des Clubs war die Anschutz Entertainment Group (AEG), die gleichzeitig auch Eigentümer der Arena ist. Nachdem sich kein Käufer für den Club fand, wurde keine Lizenz für die Spielzeit 2016/17 beantragt. Eine Entscheidung aus der Konzernzentrale, die auch den damaligen Arena und Freezers-Geschäftsführer Uwe Frommhold überraschte.

Seit 2016 muss die Halle also das doppelte Aus der Freezers und der Handballer kompensieren, dennoch bestätigte sie anschließend die Besucherzahlen und blieb eine der erfolgreichsten Multifunktionshallen der Bundesrepublik und die Nummer eins im Norden. Das belegen auch die Besucherzahlen des Fachmagazins Stadionwelt INSIDE. Im jährlichen Arena-Ranking steht die Halle auf Rang vier mit insgesamt rund 866.000 Besuchern im Jahr 2017. Der neu gesetzte Fokus auf Entertainment und Shows zeigt sich auch in den Zahlen: Im Bereich Konzerte/Entertainment steht die Barclaycard Arena auf dem zweiten Platz mit 103 Veranstaltungen, die 714.000 Zuschauer anzogen. Zu den zehn Sportevents im Jahr 2017 kamen insgesamt 102.359 Zuschauer.

„2017 war das erste Jahr ohne Ankermieter und zugleich das wirtschaftlich erfolgreichste seit Bestehen der Arena. Wir haben die mit dem Wegfall von 50 Sport-Veranstaltungen im Jahr verbundene höhere Flexibilität im Kalender genutzt, sei es für Produktionen mit längeren Aufbauzeiten, die vorher nicht umsetzbar waren, oder für die Entwicklung eigener Formate. Für das ursprünglich geplante Auftaktwochenende der Eishockeyliga konnten wir alternativ einen Vertrag mit der größten Kampfsportserie der Welt, UFC (Ultimate Fighting Championship), abschließen. Vor ausverkauftem Haus wurde diese Premiere auf Anhieb ein großer Erfolg“, sagt Steve Schwenkglenks. Zusätzlich lotste die Arena mehrere E-Sports-Veranstaltungen nach Hamburg, zum Beispiel das EU LCS Final von League of Legends, auch die ESL ONE war mit dem Spiel Dota 2 zu Gast. Im Konzert-Bereich kreierten die Arena-Betreiber erstmals ein Weihnachtsformat, die „Söhne Hamburgs“ (Stefan Gwildis, Joja Wendt, Rolf Claussen). Eine neue Konfiguration in der Halle ermöglicht nun eine neue Club-Variante im Innenraum für 4.000 bis 5.000 Gäste. „Das Team der Barclaycard Arena hat sich mit viel Leidenschaft, Spaß und Teamgeist der neuen Situation gestellt und die Veränderung zu einer Erfolgsgeschichte gemacht“, so Schwenkglenks weiter. Die Frage nach einem neuen Sportteam in der Arena stelle sich derzeit nicht, „wir konzentrieren uns darauf, unser neues erfolgreiches Konzept weiter auszubauen“, sagt er. Seit Bestehen der Arena haben hier bereits über 1.600 Konzerte stattgefunden. Zur Einweihung traten im November 2002 Wonderwall, Sasha und Phil Collins auf. 2018 sind es unter anderem Shakira, Justin Timberlake und Metallica.

Konzertshows dominieren zwar inzwischen den Eventkalender der Barclaycard Arena, Stars wie Helene Fischer und Sam Smith geben sich die Klinke in die Hand. Trotz des Lizenzentzugs des HSV Handball ist die Sportart aber nicht aus Hamburg verschwunden, sondern fest verankert. Beim REWE Final Four bietet die Halle dem deutschen Pokalfinalturnier regelmäßig eine ausverkaufte und würdige Kulisse. Bereits seit 2003 ist die Barclaycard Arena jährlicher Austragungsort des nationalen Final-Four-Turniers und wird dies bis mindestens 2022 auch bleiben. An den beiden Wochenend-Spieltagen pilgern über 25.000 Zuschauer in die Arena. „Die enorme Ticketnachfrage, das weltweite Medieninteresse und die sehr guten Einschaltquoten sind Belege für den hohen Stellenwert, den das erste Final-Four-Turnier im Handball bis heute besitzt. Die Barclaycard Arena gibt diesem großen Sportereignis einen perfekten Rahmen“, sagte der Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann bei der Vertragsverlängerung. 2017 nahm die Arena zudem einen wichtigen Stellenwert bei der Heim-WM der Frauen ein, fungierte als Halbfinal- und Final-Halle. Auch 2018 gibt es neben dem Final Four einen weiteren Handball-Leckerbissen, wenn am 12. August erstmals das Event „Helden des Handballs“ in Hamburg stattfindet. Höhepunkt ist die Partie zwischen THW Kiel und FC Barcelona. Und sogar der „Ex“, der HSV Hamburg, schaute wie erwähnt mehrmals an alter Wirkungsstätte vorbei.

Um Besuchern einen möglichst hohen Komfort zu bieten, hat der Betreiber Anschutz Entertainment Group Arena Management in den vergangenen Jahren in die Infrastruktur investiert. 24 der insgesamt 74 Logen wurden renoviert. Es gibt inzwischen auch eine Showloge für bis zu 48 Personen. Je vier Themen-Restaurants und Bars sowie 17 Fastfood-Stände in den Umläufen versorgen die Zuschauer mit Essen und Trinken. Ein 360-Grad-LED-Board im Innenraum informiert Zuschauer über Produkte, Events und Spielstände. Seit dem vergangenen Jahr, passend zum 15-jährigen Jubiläum, gibt es flächendeckend kostenfreies WLAN für alle Zuschauer. „Mit der neu installierten Technik für unser WLAN-Netzwerk möchten wir die Erwartungen an eine hochmoderne und innovative Multifunktionsarena erfüllen“, sagt IT-Manager Russel Frantz. Die aufwendige Entwicklung der WiFi-Infrastruktur in der Barclaycard Arena ist Teil eines europäischen IT-Projekts der Anschutz Entertainment Group.

Seit 2007 gehört die Barclaycard Arena zur AEG. Diese ist eine Tochtergesellschaft der Anschutz Corporation, eines der größten weltweit agierenden Unternehmen in den Bereichen Live Entertainment und Sport. Etliche Clubs und Arenen, unter anderem die Mercedes- Benz Arena in Berlin, The O2 in London oder das Staples Center in Los Angeles gehören zum Portfolio der Anschutz Entertainment Group. Den aktuellen Namen Barclaycard Arena erhielt die Halle im Jahr 2015. Die Namensrechte laufen bis zum Jahr 2025. Durch die technische Aufrüstung und die langjährigen Erfahrungen mit dem HSV Handball, der Frauen-WM, Final Four und der Handball-WM 2007 ist die Halle also gewappnet für das nächste Großevent – die Handball-WM 2019. „Die Barclaycard Arena ist das größte Venue in der Metropolregion Hamburg und verfügt über sehr viel Expertise, ein so bedeutendes Event wie die Handball Weltmeisterschaft der Herren auszurichten. Zudem zeigen uns die Handball-Events der jüngsten Vergangenheit, wie sehr der Handballsport den Norden begeistert. Zum Finale der Frauen-Weltmeisterschaft 2017 kamen fast 11.500 Handball-Fans in die Barclaycard Arena“, sagt Marc-Oliver Pabst, zuständig für Kommunikation und PR in der Barclaycard Arena. Diese angesprochene Handball Begeisterung in Hamburg wird auch bei den Halbfinalspielen der WM im Januar 2019 zu spüren sein.

Dieser Artikel stammt aus der HANDBALL inside Ausgabe 2/2018.

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Quelle: Handball Inside

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