Neustart misslungen – MT verliert Hessenderby

09.02.2017 14:02
Der erhoffte gute Start ins neue Jahr ist gründlich in die Hose gegangen. Die MT Melsungen verliert am 19. Spieltag der DKB Handball-Bundesliga das Hessenderby bei der HSG Wetzlar glatt mit 22:27 nach 6:13-Halbzeitrückstand. Der Angriff zu statisch, die Abwehr zu passiv und dazu noch einige ungenutzte Chancen – so geriet die MT nach relativ gutem Beginn etwa ab der 20. Minute immer mehr ins Hintertreffen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigten die Nordhessen dann ein anderes Gesicht, kämpften sich mit großem Einsatz bis auf drei Tore heran (16:13, 42. Min.) und hatten da die Chance, den Rückstand weiter zu verkürzen. Aber nach zwei, drei technischen Fehlern, die die Grünweißen jeweils schnell zu Gegentreffern nutzten, war am Ausgang des Spiels nichts mehr zu ändern. Beste Schützen in der mit 4.421 Zuschauern ausverkauften Wetzlarer Rittal Arena waren Philipp Weber (8/2) für die Hausherren und der in der zweiten Spielhälfte hereingekommene Momir Rnic (5/0) für die Gäste. Die Anspannung eines besonderen Spiels, eines Derbys eben, war vom Start weg auf beiden Seiten zu spüren. Nervöse Aktionen hüben wie drüben – lediglich die Keeper Sjöstrand und Buric waren davon nicht betroffen. Nach viereinhalb Minuten war es dann Cavor, dem Halbrechten der Wetzlarer, vorbehalten, mit dem 1:0 den Bann zu brechen. Kurz darauf gelang dann auch der MT der erste Treffer durch Rechtsaußen Haenen, nachdem zu Anfang Golla und Schneider bereits freistehend an Buric gescheitert waren. In der Folge, immer noch durchsetzt mit einigen Unkonzentriertheiten, entwickelte sich zunächst ein Duell auf Augenhöhe. Die Hausherren hatten dabei aber bis etwa zur 20. Minute jeweils knapp mit ein, zwei Toren die Nase vorn. Einen Fehlpass von Fahlgren nutzte Cavor via Tempogegenstoß, um seine Farben erstmalig mit Dreien in Front zu werfen – 7:4. Michael Roth nahm das fällige Timeout, forderte mehr Spielzüge und mehr Druck auf die Nahtstellen. Aber seine Schützlinge vermochten dies offensichtlich nicht in dem gewünschten Maße umzusetzen. So setzten die Grünweißen ihren Lauf unbeirrt fort. Nach Wiederaufnahme des Spiel erhöhte Björnsen flugs nach erneutem Abspielfehler auf Seiten der Gäste auf 8:4, gefolgt von wiederum Cavor's Tor zum 9:4 (21.). So hatten die Mittelhessen innerhalb von nur 55 Sekunden das Geschehen an sich gerissen. Während die MT im Angriff zusehends die Linie vermissen liess. Vor lauter Einzelaktionen, die zudem nichts einbrachten, gelang es nicht, das Spiel zu ordnen. Die rotweisse Offensive rieb sich dadurch an der zugegebenermaßen gut gestaffelten Wetzlarer Abwehr immer weiter auf. Roth versuchte durch personelle Wechsel dem entgegen zu wirken. Für Jaanimaa, Fahlgren und Danner beorderte der MT-Coach wieder die Drei aus seiner Anfangsformation zurück auf Spielfeld, nämlich Michael Müller, Schneider und Golla. Allein der Umschwung wollte auch dadurch nicht gelingen. In den verbleibenden vier Minuten bis zur Halbzeit zementierten die Wetzlarer ihren Vorsprung und nahmen ein verdientes 13:6 mit in die Kabine. Kurz zuvor war Kohlbacher nach unglücklicher Attacke gegen Schneider mit Rot vom Feld geschickt worden. Die zweite Spielhälfte: Aus MT-Sicht wünschte man sich, die Mannschaft würde nun ein anders Gesicht zeigen, die Ärmel hochkrempeln und mit Körpersprache zu verstehen geben, dass sie das Ding unbedingt noch umbiegen will. Und tatsächlich, dieser Wunsch schien sich zu erfüllen. Mutmacher war dabei vor allem Momir Rnic. Der Halblinke, frisch von der Bank für Philipp Müller gekommen, begann furios und wuchtete den Ball gleich im ersten Angriff in die Maschen. Haenen legte nach zum 13:8 – was Cavor mit dem 14:8 beantwortete. Aber die MT blieb am Drücker, legte durch Michael Müller, Boomhouwer (gut bedient von Rnic) und Schneider einen sauberen 3:0-Lauf aufs Parkett. Weber, bester Angreifer der Hausherren, grätschte dazwischen, erzielte aus dem Rückraum das 15:11, woraufhin der MT im Angriff ein Fehler unterlief, den Kvit per Tempogegenstoß zum 16:11 nutzte. Doch Müller & Co. liessen sich davon (noch) nicht beirren. Der Kapitän ging voran und überwand Buric mit einem ansatzlosen Hüftwurf. Einen anschließenden Fehlpass vom Debütanten Pöter verwertete Schneider ebenfalls mit verdecktem Wurf zum 16:13 (42. Min.). Diese Differenz hatte ziemlich genau 5 Minuten lang Bestand, nämlich bis zum 19:16 durch den vierten Treffer von Momir Rnic. Dann kommt nach einem starken Anspiel von Cavor plötzlich Lindskog am Kreis völlig frei, netzt zum 20:16 ein. Im Gegenzug wird Golla klar gefoult, aber die Referees lassen weiterlaufen, sodass Kvist seinen Gegenstoß zum 21:16 vollenden kann (48.). Es folgt ein Timeout der MT, in dem Michael Roth Danner für Golla und Jaanimaa für Michael Müller einwechselt. Kurz darauf setzt sich Boomhouwer auf Linksaußen zum 21:17 durch. Näher herankommen als vier Tore sollte die MT dann im weiteren Verlauf nicht mehr. Im Gegenteil: Die Wetzlarer arbeiteten nun mit Vehemenz auf ihr immer näher rückendes Ziel hin, während sich bei den Gästen der noch Mitte der zweiten Halbzeit hoffnungsvoll geknüpfte Faden wieder aufdröselte. Das bestätigte ausgerechnet Momir Rnic, emsigster Angreifer in der MT-Offensive, als er beim Stand von 23:18 mit einem Strafwurf am kurz zuvor für Buric gekommenen Weber scheiterte. Mit dem anschießenden 24:18 ließ Berggren sechseinhalb Minuten vor dem Ende sein Team bereits auf die Siegerstraße einbiegen. Der offene Schlagabtausch in der verbleibenden Spielzeit, den die MT – wie überhaupt die zweite Halbzeit – zu ihren Gunsten entschied, konnte den verdienten 27:22-Sieg der Gastgeber indes nicht mehr gefährden. Stimmen zum Spiel: HSG-Trainer Kai Wandschneider: Wir alle wussten ja nicht, wo wir nach den sechs Wochen Punktspielpause stehen. Umso mehr hat mich der Auftritt meiner Mannschaft heute berührt. Die Abwehr in der ersten Halbzeit war mit das Beste, was ich in der Bundesliga im Laufe meiner Trainerkarriere gesehen habe. Wir haben personelle Rückschläge weggesteckt, sind auch ruhig geblieben, als der Abstand auf drei Tore zusammenschmolz. Ich bin einfach nur glücklich. MT-Trainer Michael Roth: Das Angriffsspiel in der ersten Halbzeit war katastrophal. So darf man nicht spielen. Es war wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange. Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen. Warum, das müssen wir analysieren. Auch fehlte es an der nötigen Spielsteuerung. Das alles war aufgrund der guten Vorbereitungsphase so nicht zu erwarten. In der zweiten Halbzeit, die wir knapp gewinnen konnten, hat die Mannschaft noch einmal Moral bewiesen. Das gehörte aber auch schon zu den wenigen positiven Erscheinungen, die wir aus diesem Spiel mitnehmen können. Um das Spiel noch zu drehen, hätte bei uns alles passen und der Gegner hätte mehr Schwächen zeigen müssen. Das war beides nicht der Fall. Wetzlar hat einen gute Abwehr gestellt, was eine wesentliche Grundlage für den klaren Sieg war. Das muss man anerkennen. Statistik HSG Wetzlar ­– MT Melsungen 27:22 (13:6) HSG Wetzlar: Buric (1. - 51. Min., 9 P. / 17 GT), N. Weber (ab 52. Min., 2 P. / 5 GT) – Kneer, Björnsen 6/1, Pöter 1, Mirkulovski, P. Weber 8/2, Hahn, Berggren 1, Kvist 3, Klesniks, Lindskog 2, Cavor 6, Kohlbacher. MT Melsungen: Sjöstrand (10 P. / 27 GT), Verkic (n. e.), Villadsen (n.e.) – Golla, Fahlgren 1, Danner 1, P. Müller 2, Boomhouwer 2, Rnic 5, Schneider 2, Allendorf 1, Vuckovic, Jaanimaa 2, M. Müller 4, Haenen 2. Schiedsrichter: Christoph Immel / Roland Klein (Düsseldorf) Zeitstrafen: 2 – 4 Minuten; Disqualifikation Kohlbacher (29. Min.) Strafwürfe: 3/3 – 1/0 (Rnic scheitert an Weber, 53. Min.) Zuschauer: 4.421 Rittal Arena Wetzlar (ausverkauft) Die nächsten Spiele: Sa., 11.02.17, 19:30 Uhr, EHF-Cup: MT Melsungen – S.L. Benfica (POR), Rothenbach-Halle Kassel Mi., 15.02.17, 19:00 Uhr, Bundesliga: MT Melsungen – HBW Balingen-Weilst., Rothenbach Halle Kassel Quelle: PM MT Melsungen

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