Ein Punkt belohnt die großartige Moral

16.10.2021 15:28

Punkt gewonnen? Punkt verloren? „Das ist die Gretchenfrage. Ganz neutral betrachtet, ist’s ein gerechtes Unentschieden.“ Dies die Einschätzung von Eulen-Coach Ceven Klatt nach dem 24:24 (12:12) seiner Mannschaft am Freitagabend vor 1833 Zuschauern bei Tusem Essen.

„Ein gerechtes Unentschieden“

 

Die Eulen, weiter ohne Pascal Durak, wollen ihrem Betreuer Günter Thomas zum 69. Geburtstag natürlich zwei Punkte schenken. Es wird nur ein Punkt! Nach erfolgreicher Aufholjagd, nach drei und vier Toren im Rückstand, aber ist dieser Punkt für „G“ schön verpackt. Es ist ein Krimi, in dem Noah Beyer 34 Sekunden vor Schluss ausgleicht: 24:24! Er trifft im Nachschuss. Seinen Siebenmeter hat Matej Ašanin pariert, der gesundheitlich angeschlagen nur auf der Bank sitzt, beim letzten Siebenmeter für den guten Žiga Urbič zwischen die Pfosten rückt. Der hat zehn Paraden, wehrt zwei Siebenmeter ab. „Einen guten Žiga“, sieht Geschäftsführerin Lisa Heßler. Sie sagt: „Ein gerechtes Unentschieden in einem schweren Spiel. Für uns ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, der aber keinesfalls für Zufriedenheit sorgen sollte.“ In einigen Situationen hätte sie sich gewünscht, dass man „noch ein bisschen mehr Verantwortung für die einzelne Aktion übernommen hätte“. „Positiv sehe ich, dass wir trotz mehrfachen Rückstands dran geblieben sind, die Abwehr stabilisiert haben“, sagt die Geschäftsführerin. Ihr Blick geht zum nächsten „sehr schweren Spiel“ am kommenden Freitag (19.30 Uhr) gegen einen weiteren Mitabsteiger, die HSG Nordhorn-Lingen. Dann hofft Lisa Heßler auf die Rückenstärkung, auf den achten Mann, die Fans. Und auf den zweiten Heimsieg.

 

12:12 zur Pause

 

 

Die Voraussetzungen vorher sind klar: Tusem will die Auswärtsschlappe von Bietigheim korrigieren, die Eulen wollen auswärts erstmals in dieser Spielzeit punkten. Die Ansagen des Eulen-Trainers sind eindeutig: wenig technische Fehler, klare Abschlüsse, aggressiv verteidigen. So soll das Tempospiel des Tusem gebremst werden. Es geht auch gut los: Hendrik Wagner trifft nach 35 Sekunden, in der 5. Minute markiert Stefan Salger das 2:1, in der 8. Minute lässt Alex Falk das 3:2 folgen. Aber dann machen die Eulen die Fehler, die Coach Klatt abgestellt wissen wollte. Die technischen Fehler laden Essen zu Gegenstößen ein. Wild ist in dem Fall gar nicht gut. Tusem führt nach neun Minuten erstmals durch Noah Beyer. Der Essener Abwehrblock lässt Wagner abprallen. Obwohl Urbič prima hält, einen Siebenmeter Beyers pariert, setzt sich Tusem ab: 7:4 (13.), 10:6 (22.), 12:9 (27.). Dank Urbič, der bis zur Pause sieben Paraden hat, bleiben die Eulen im Spiel. Sie kommen auf 10:9 heran, gleichen nach dem 12:9 durch Treffer von Salger und zweimal Jan Remmlinger aus: 12:12 - Pause. „Essen war in den ersten 20 Minuten sehr stark. Da müssen wir mehr Plantreue zeigen“, moniert Ceven Klatt, dass fern jeder Absprache „kreuz und quer gelaufen wurde“. Entscheidend, dass die Kurskorrektur gelungen ist, sieht der Trainer die Leistung Jan Remmlingers, der gesundheitlich angeschlagen während der Woche gar nicht trainiert hatte. Klatt: „Jan war mehr auf der Platte, als er angesichts der Voraussetzungen sollte. Er hat unserem Spiel gut getan.“

 


Nah dran am Sieg

 

Es ist zu einfach, wie die Eulen Tusem-Kreisläufer Markus Dangers ins Spiel bringen. Fünf Tore bis zur Pause – top. Die technischen Fehler drohen den Eulen das Genick zu brechen. Nach dem Seitenwechsel ist Tusem zunächst wieder am Drücker: 13:12, 14:12. Mit seinem sechsten Treffer sorgt Dangers für das 16:13 (37.). Zuvor trifft Max Neuhaus vom Punkt, dann aus dem Feld: 16:14 (37.). Urbič hält kurz drauf einen Klingler-Siebenmeter. Eine Minute später scheitert Christian Klimek mit einem Heber – der starke Sebastian Bliß, der am Ende 13 Paraden aufweist, hat aufgepasst. Gegenzug – Foul – Rot für Max Neuhaus. Eine sehr harte Entscheidung. „Ich erwische ihn im Gesicht, da sind zwei Minuten okay, aber Rot ist für mich ein bisschen übertrieben. Das sieht schlimmer aus, als es im Endeffekt ist“, sagt Neuhaus. Sein Trainer gibt ihm recht: „Keine Rote Karte“ Aber die Eulen verstehen mit der Unterzahl umzugehen. Hendrik Wagner hat auf der Bank Kraft gesammelt, er kommt stark zurück. Linksaußen Enes Keskic erweist sich als Aktivposten, Jan Remmlinger kurbelt trotz Trainingsrückstands an. Es ist ein Krimi: Stefan Salger verkürzt sieben Minuten vor dem Ende: nur noch 21:22. Tempogegenstoß: Alexander Falk gleicht aus – vierter Wurf, vierter Treffer. Optimal! Nach Salgers fünftem Treffer führen die Eulen 23:22! Dann egalisiert Eloy Morante. Auf der Gegenseite scheitert Salger an Bliß. Als Wagner nach Foul an Haider vom Punkt erfolgreich ist, führen die Eulen 24:23 – noch 74 Sekunden. Es reicht nicht. Ihren letzten Angriff wissen sie nicht zu veredeln: Jan Remmlinger übernimmt die Verantwortung – vorbei. 24:24 – der erste Auswärtspunkt. „Mit der Leistung können wir leider nicht zufrieden sein, weil deutlich mehr ging! Aber wir haben einen wichtigen Punkt gewonnen“, meint Enes Keskic. Nach den letzten knappen Niederlagen – 29:30 in Aue, 23:24 im Pokal gegen Minden – glaubt der Linksaußen, „dass es besser wird“. „Es war unsere bisher beste Abwehr“, unterstreicht der Ex-Berliner, bedauert, dass das Siegtor nicht doch noch gelungen ist: „Wir haben den letzten Angriff ein bisschen zu schnell abgeschlossen.“ Keskic: „Wir können aus dem Spiel viel lernen und schauen nach vorne, wir schauen auf Nordhorn.“ „Darauf kann man in jedem Fall aufbauen“, meint Max Neuhaus.

 

„33 positiv Verrückte“

 

Bei aller Kritik an einigen Unzulänglichkeiten, die „tolle Moral“ der Mannschaft, „die gute Abwehr mit einem starken Gunnar Dietrich“, stimmen Ceven Klatt durchaus zuversichtlich für das, was kommt. Die Mannschaft hatte in Essen einige Handicaps zu verkraften. Matej Ašanin, Max Haider, Jan Remmlinger und Max Neuhaus sind gesundheitlich angeschlagen am Start, Gunnar Dietrich ist lädiert, die Rote Karte Neuhaus‘ muss verkraftet werden, als es nicht läuft, muss Remmlinger früher als gedacht und länger als geplant ran. „Wenn man das alles bedenkt …“, sinniert der Coach. Die Rückstände hat die Mannschaft „in einer super emotionalen Halle“ weggesteckt. Klatt: „1800 waren gegen uns. 33 positiv Verrückte aus Ludwigshafen haben alles für uns gegeben!“ Da sagen Trainer und Mannschaft einfach nur danke!

 

Statistik


Tusem Essen: Bliß - Firnhaber (1), Müller, Szczesny (1) – Klingler (2/1), Beyer (7/4) - Dangers (6) – Seidel, Becher (4), Morante (2), Rozman (1), Bergner, Ignatow


Eulen Ludwigshafen: Urbič (60. Ašanin) - Klein (2), Bührer (1), Wagner (4/1) - Falk (4), Hofmann (1) - Klimek – Salger (5), Dietrich, Neuhaus (2/1), Remmlinger (2), Haider (1), Keskic (2)


Spielverlauf: 0:1 (1. Minute), 4:3 (9.), 7:4 (13.), 10:6 (22.), 12:9 (27.), 12:12 (Halbzeit), 16:13 (37.), 17:14 (39.), 20:18 (49.), 21:19 (52.), 22:22 (54.), 22:23 (57.), 23:23 (58.), 23:24 (59.), 24:24 (Ende) 

Siebenmeter: 8/5 - 3/2 - Zeitstrafen: 2/3 - Rote Karte: Neuhaus (38.) - Zuschauer: 1833 - Schiedsrichter: Bona/Frank (Remscheid/Radevormwald).

 

Quelle: PM Eulen Ludwigshafen

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