Gummersbacher Serie ist gerissen

05.03.2009 8:59
Eine Siegesserie musste beim Spiel zwischen dem THW Kiel und dem VfL Gummersbach reißen, das war sicher: Entweder die kleine Siegesserie der Blau-Weißen, die in 2009 noch keines ihrer sechs Spiele verloren haben oder die „große“ Serie des THW, der 21 Ligaspiele hintereinander gewonnen hat. Die Sparkassenarena war mit 10.000 Zuschauern ausverkauft, auch die Negativschlagzeilen um eine angebliche Schiedsrichterbestechung hielten die Fans nicht von einem Besuch des Spiels ab. Als der Hallensprecher kurz vor dem Spiel eine Erklärung des Präsidiums der Handball-Bundesliga vorlas, nach der keinerlei Anzeichen für eine Manipulation gefunden worden seien, applaudierte das Publikum langanhaltend. Zum Spiel: VfL-Coach Sead Hasanefendic konnte bis auf Adrian Wagner und Nándor Fazekas auf das bewährte Team der letzten Spielen zurückgreifen, auch bei Kiel waren die angeschlagenen Stars Stefan Lövgren, Marcus Ahlm und Nikola Karabatic mit an Bord. Karabatic griff aber erst in der zweiten Halbzeit in das von den Schiedsrichterinnen Jutta Ehrmann-Wolf (Odenthal) und Susanne Künzig (Karlsruhe) gut geleitete Spiel ein. Der VfL begann mit folgenden Formation: Stojanovic im Tor, davor Zrnic, Alvanos, Vukovic, Ilic, Gunnarsson und Tuzolana. Beide Mannschaften gingen ein wenig unkonzentriert in die Partie, die ersten Würfe fanden auf beiden Seiten nicht den Weg ins Tor. Der erste Treffer gelang nach drei Minuten THW-Shooter Vid Kavticnik. Das war nur ein Vorgeschmack: Besonders in der ersten Halbzeit traf der Slowene fast nach Belieben. Von den ersten sieben THW-Toren gingen fünf auf sein Konto, insgesamt erzielte er zwölf Tore (davon sechs Siebenmeter). Doch der VfL ließ sich von dem 1:0 nicht aus der Ruhe bringen und ging durch Tore von Momir Ilic, Vedran Zrnic und Audrey Tuzolana mit 3:1 in Führung. Dies sollte allerdings die einzige Führung für den VfL in dieser Partie bleiben. In den ersten zwanzig Minuten war noch kaum ein spielerischer Unterschied zwischen den beiden Mannschaften zu erkennen. Der THW konnte sich nicht entscheidend absetzen, wenn das Heimteam mal einen Zwei-Tore-Vorsprung herauswarf, konterte der VfL sofort und glich wieder aus. Die Gummersbacher hielten gut dagegen, eine eigene Führung war aber nicht mehr drin. Audrey Tuzolana scheiterte mit zwei Tempogegenstößen am französischen Nationaltorwart Thierry Omeyer, da war der Respekt vor dem WM-Star wohl etwas zu groß - zur Halbzeit führte der Gastgeber mit 17:15. In der zweiten Halbzeit sah das Bild anders aus: Der VfL konnte den ständigen Angriffswellen der Norddeutschen nicht mehr standhalten, jeder VfL-Fehler wurde eiskalt ausgenutzt. Durch die Einwechslung von Superstar Nicola Karabatic wurde das Kieler Spiel noch druckvoller, dazu wurde Nationalspieler Christan Zeitz immer sicher: Fast jeder seiner Würfe schlug in Stojanovic’ Kasten ein. In der 38. Minute zog der THW nach einem Tor von Dominic Klein erstmals mit vier Toren davon, doch der VfL blieb ein letztes Mal dran und verkürzte auf 25:23. Doch dann schlichen sich immer mehr Unkonzentriertheiten ins VfL-Spiel ein, der Gast leistete sich zudem vor dem Tor zu viele Fehlversuche, Omeyer wurde immer stärker. Während der VfL zu hektisch abschloss, wurde Kiel sicherer. Der THW nutzte nun jeden auch noch so kleinen Fehler der Oberbergischen und baute seinen Vorsprung konsequent aus. Das Hasanefendic-Team verkaufte sich so teuer wie möglich, doch letztlich war die Überlegenheit des Serienmeisters zu groß. Vielleicht mit ein, zwei Toren zu hoch, aber doch völlig verdient gewann der THW mit 36:30. Bester Gummersbacher Torschütze war Kapitän Momo Ilic, der elf Mal (davon fünf Mal per Siebenmeter) ins Tor traf. Sead Hasanefendic: Die Trainer, die hier sitzen können meist das gleiche sagen: Man sitzt ja immer als Verlierer hier. Wir haben versucht mit Kiel mitzuhalten und haben das in der ersten Halbzeit auch gut gemacht. Kiel ist nicht weggezogen, wir blieben dran. Doch wenn man hier etwas holen will, darf man die wenigen Gelegenheiten nicht vergeben. Das ist uns leider zu häufig passiert. Als nach der Halbzeit Karabatic kam, wurde Kiel noch gefährlicher und wir hatten nichts mehr dagegenzusetzen. Da hat man den Unterschied zwischen Gummersbach und Kiel gemerkt: Kiel kann in den wichtigen Momenten eine Schippe mehr drauflegen. Hier kommt ein Karabatic von der Bank, bei uns kommt ein Juniorspieler. Kiel hat da einfach mehr Qualität. Es war aber trotzdem sehr schön hier, es ist eine tolle Atmosphäre in der Halle und ein tolles Publikum. Wir müssen uns nun mit aller Macht auf das Pokalspiel am Mittwoch gegen Nordhorn konzentrieren. Die Qualifikation für das Final Four ist unser großes Ziel. Alfred Gislason: Es war ein sehr schwieriges Spiel für uns, weil wir viele angeschlagene und Grippe kranke Spieler hatten. Wir hatten in der ersten Halbzeit auch Probleme, Gummersbach stand sehr kompakt und hat gut gespielt, dazu war Goran Stojanovic ein starker Rückhalt. In der zweiten Halbzeit konnten wir mit der Einwechslung von Karabatic mehr Druck ins Spiel bringen und uns entscheidend absetzen. Da muss ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Die Tordifferenz war ein bisschen zu hoch, Gummersbach hat in meine Augen sehr gut mitgespiel. Quelle: www.toyota-handball-bundesliga.de

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