"Ich hatte mit meinem Leben sehr viel Glück." Johannes Bitter im Interview

16.07.2015 11:27
Johannes Bitter ist nicht nur bei Handball-Fans, sondern auch weit über die Grenzen des Sports hinaus bekannt Diese Bekanntheit nutzt er, um soziale Projekte wie die deutsch-südafrikanische Organisation "Play Handball" zu unterstützen. Mit uns sprach er über sein soziales Engagement, die Rolle des Sports für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und natürlich seine Ziele für die nächste Saison. Herr Bitter, Sie unterstützen „Play Handball“, eine deutsch-südafrikanische Entwicklungsorganisation, die Kinder und Jugendliche mithilfe des Handballs „von der Straße holen“ und sie in ihrer Entwicklung stärken möchte. Warum unterstützen Sie die Organisation und wie ist es zur Kooperation gekommen?Ich weiß, dass ich mit meinem Leben bisher sehr viel Glück hatte und dafür bin ich dankbar. Ich habe mich in den letzten Jahren bei mehreren Organisationen engagiert, etwas weitergeben können und dabei viel Spaß gehabt. Johannes Bitter: „Play Handball“ ist die erste gemeinnützige Organisation, die durch den Handballsport hier ansetzt und großes Potential besitzt, Erfolge zu erzielen. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche zu stärken, zwischen Kulturen, Rassen und sozialen Schichten zu vermitteln und somit zu einer toleranten Gesellschaft beizutragen. Den Kindern wird mit dem Handball eine weitere Konstante in ihrem Leben gegeben und zudem die Chance geboten, über die Grenzen des eigenen Landes hinauszuschauen, sowohl in Südafrika als auch in Deutschland. Daher musste ich nicht lange überlegen, als Nicola Scholl mir Ihr Projekt vorgestellt hat. Ich bin dabei und teile die Idee hinter „Play Handball“. Der Alltag als Profisportler ist sicher schon zeitintensiv. Dazu das Privatleben mit der Familie. Wie schaffen Sie es, Ihr soziales Engagement da unterzubringen? Johannes Bitter: Natürlich sind wir zeitlich eingebunden, aber mir macht es Spaß, mich zu engagieren. Daher muss ich mir keine Zeit freischaufeln, sondern erledige vieles, wenn wir in Bus, Bahn oder Flugzeug unterwegs sind. Für weitere Termine ist eine gute Planung natürlich immer wichtig, aber langfristig gesehen findet man immer eine Lösung. Wichtig ist zu sehen, dass es den Kindern besser geht. Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass Sie beim Reisen für Vieles offen sind. Waren Sie schon vor Ort und haben einige der Jugendlichen, aber auch Helfer kennenlernen, etwas über ihr Leben in Südafrika und ihre Erfahrungen mit dem Handball erfahren können? Johannes Bitter: In Südafrika bin ich noch nicht gewesen, aber ich habe mir für den „Handballruhestand“ einige Reiseziele bereitgelegt. Bisher habe ich viele Berichte aus Südafrika gehört und mir über Videos und Bilder einen Überblick verschaffen können. Die Projektleiterin Nicola Scholl kenne ich schon seit 20 Jahren und so bin ich natürlich immer auf dem Laufenden. Gab es in Ihrem Leben schon Situationen, in denen Ihnen der Handball geholfen hat, schwierige Situationen zu meistern? Johannes Bitter: Der Handball hilft mir in sehr vielen Situationen. Sicher ist ein Training manchmal zu viel oder man ärgert sich über Niederlagen, aber als Job kann ich mir nichts Besseres vorstellen als Sportler zu sein. Handball ist für mich immer noch die willkommene Abwechslung und kein Alltag. Vor schwierigen Situationen stehen auch viele Flüchtlinge – u.a. aus Afrika - , die aus Gründen wie Armut oder Unterdrückung nach Deutschland fliehen. In der Politik ist dann häufig von einer „Flüchtlingsproblematik“ die Rede. Inwiefern sollten sich Sportler zu dieser Thematik äußern, inwiefern kann Sport auch in Deutschland zur Integration der Flüchtlinge beitragen? Johannes Bitter: Sport ist nie auf Landgrenzen beschränkt. Sport ist absolut international und daher ist es wichtig, dass Sportler sich äußern und ihre Meinung sagen. Ich bin absolut der Meinung, dass Deutschland sich engagieren muss, gerade was die Koordinierung von Flüchtlingsströmen angeht. Für mich ist auch klar, dass Deutschland Flüchtlinge geregelt aufnehmen muss. Ich habe selber schon erlebt, dass es in Flüchtlingsheimen zu großer Langeweile und „gefühlter Zukunftslosigkeit“ kommt. Um Distanz abzubauen, Integration zu fördern und gemeinsame Erlebnisse zu kreieren, gibt es wenige Dinge, die so gut und einfach sind wie Sport. Von daher ist Sport sicher sehr gut geeignet, um auch hier Identität zu stiften. Die vergangene Saison war geprägt von Höhen und Tiefen, nun läuft die Vorbereitung auf die neue Saison. Welche Ziele haben Sie sich für die nächste Spielzeit gesetzt? Johannes Bitter: Der Beginn einer neuen Saison ist immer spannend und ich freue mich über neue Gesichter und andere Kulturen in unserer Mannschaft. Wir haben sehr viele neue Spieler bekommen, sodass das erste Ziel sein muss, dass wir uns kennenlernen und finden. Im Trainingslager haben wir schon einen ersten großen Schritt gemacht. Ich persönlich möchte nach meiner Leisten-OP langsam wieder mein Pensum steigern und wenn möglich schon bald wieder spielen können. Und last but not least: Die kommende Saison ist Jubiläumssaison: 50 Jahre Handball-Bundesliga. Können Sie sich an Momente der Handball-Geschichte erinnern, die Sie besonders geprägt haben? Johannes Bitter: Natürlich die Deutsche Meisterschaft 2011, als wir den Abomeister THW Kiel bezwingen konnten. Und insgesamt: die WM 2007. Vielen Dank für das Interview. Quelle: http://www.dkb-handball-bundesliga.de/de/n/news/dkb-hbl/2015/hsv-handball/150715-interview-johannes-bitter/

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