Patrik Fahlgren: Es gibt keine Unmöglichkeiten, nur Möglichkeiten!

28.04.2017 21:21
Sieben Pflichtspiele hat Patrik Fahlgren mit Handball-Bundesligist MT Melsungen noch auf seinem Terminplan stehen, ehe er Deutschland Richtung Schweden verlässt. Es könnten aber auch neun werden. Vorausgesetzt, die Rotweissen gewinnen am Samstag ihr EHF Cup Viertelfinalrückspiel gegen Saint Raphaël (20:00 Uhr, Rothenbach-Halle Kassel, es gibt noch Karten!), qualifizieren sich damit für das Halbfinale und sind auch dann noch einmal erfolgreich. Patrik Fahlgren ist – gemessen an seiner Erfahrung in internationalen Clubwettbewerben – der herausragende Feldspieler in den Reihen der MT Melsungen. Nur der vier Jahre ältere Torhüter Svetislav Verkic hat noch einige Einsätze mehr in Europapokalspielen vorzuweisen als der Spielmacher. Fahlgren feierte sein Debüt auf internationalem Parkett in der Saison 2002/03 mit dem schwedischen Erstligisten IK Sävehof. Es war der Beginn einer beeindruckenden Serie, die ihn bis 2011, also neun Jahre in Folge, durch alle vier EHF-Wettbewerbe auf Clubebene führte: Angefangen über den Challenge Cup, den Cup Winners Cup, den EHF Cup bis hin zur Königsklasse, der Champions League. Dort spielte er mit der SG Flensburg-Handewitt in seiner zweiten Saison in der Bundesliga, nach dem Weggang aus Sävehof, und stieß bis ins Viertelfinale vor. Bei der MT Melsungen, wo er seit der Saison 2011/12 spielt, musste er jedoch drei Jahre warten, bis sich auch die Nordhessen erstmalig für einen Europapokalwettbewerb qualifizierten. Nun steht er mit den Rotweissen also zum zweiten Mal im Viertelfinale des EHF Cup und er würde sich gern standesgemäß verabschieden. Patrik Fahlgren wird nach der Saison seinen sportlichen und familiären Lebensmittelpunkt wieder in seine Heimat Schweden verlagern. In dieser Woche hat er einen Dreijahresvertrag beim dortigen Erstligisten Hammarby IF HK unterschrieben. Im folgenden Interview verrät der 31-jährige aber auch, was ihm internationale Spiele bedeuten, was er noch vor hat und welches sein wichtigster Grund für seine Rückkehr nach Schweden ist. Patrik, Du hast sehr viele Spiele in den unterschiedlichsten europäischen Wettbewerben absolviert. Welches war Dir am wichtigsten? Fahlgren: Ja, das ist richtig. Champions League zu spielen, war natürlich schön. Aber das ist alles Vergangenheit. Das wichtigste Spiel ist das, was ich jetzt mit der MT Melsungen gegen Saint-Raphaël vor mir habe. Denn das kann ich selber noch beeinflussen. Was nimmst Du aus Deiner umfangreichen Erfahrung mit in das Spiel mit der MT morgen gegen Saint-Raphaël? Fahlgren: Ich habe gelernt, dass in einem Rückspiel immer alles möglich ist, egal wie ein Hinspiel auch ausgegangen ist. Selbst wenn Du zuerst mit zehn Toren verloren hast, kannt du diesen scheinbar uneinholbaren Rückstand im zweiten Spiel noch wettmachen. Es gibt keine Unmöglichkeiten, sondern nur Möglichkeiten. Deshalb ist mir auch bei unserem Vier-Tore-Rückstand nicht bange. Angesichts Deines Backgrounds: Bist Du vor solchen Spielen überhaupt noch aufgeregt? Fahlgren: Spiele gegen internationale Gegner sind immer etwas besonderes. Das habe ich jetzt auch wieder mit der MT erleben dürfen. Ich kenne die Mannschaften in der Bundesliga seit acht Jahren. Deshalb ist es um so reizvoller, mal gegen eine finnische, kroatische, spanische, portugiesische oder französische Mannschaft zu spielen. Jedes Land hat seine Eigenheiten, auch im Handball. Es macht einfach sehr viel Spaß gegen unbekannte Gegner. Ganz unbekannt ist Saint-Raphaël nach dem Hinspiel nun nicht mehr. Was muss die MT besser machen, um das Ding am Samstag noch umzubiegen? Fahlgren: Wir wissen, dass wir auf eine sehr starke Abwehr treffen werden und uns gegen die nicht sehr viele Fehler erlauben dürfen. Wir brauchen eine viel bessere Angriffsleistung. Im Hinspiel hat der Gegner sehr stark von unseren Fehlern profitiert. Wir müssen es ihm jetzt viel, viel schwerer machen, zu Toren zu kommen. Mit dem verletzten Nenad Vuckovic müssen wir auf einen sehr erfahrener Spieler verzichten. Ein Handicap? Fahlgren: Es ist nie gut, wenn solche Spieler ausfallen. Aber wir haben das in dieser Saison ja leider schon oft genug erleben müssen, dass zum Teil sogar mehrere Stammspieler fehlten. Wie zum Beispiel zuletzt am Mittwoch in Minden, als Johan Sjöstrand ausgefallen ist. Aber damit muss man als Mannschaft ja auch irgendwie zurecht kommen. Dann müssen eben andere in die Bresche springen, wie in dem Fall René Villadsen. Gibt es für Dich in wichtigen Spielen allgemein einen Schlüssel zum Erfolg? Fahlgren: Man muss immer den Kopf oben behalten. Der Gegner versucht einen ja im Laufe eines Spiels mit unterschiedlichsten Mitteln in die Knie zu zwingen. Darauf muss man jeweils eine Antwort finden. Vor allen Dingen darf man nie die Nerven verlieren, egal wie es gerade steht. Denn wenn das passiert, unterlaufen einem genau die Fehler, die man nicht machen will Du sagst, das Spiele gegen Saint-Raphaël ist sehr bedeutend. Bereitest Du dich darauf anders vor als auf Bundesligaspiele? Fahlgren: Nein auf keinen Fall. Es ist immer ratsam, die gewohnte Routine beizubehalten. Man darf ja nicht überdrehen. Deshalb werde ich auch den gleichen Ablauf wie immer pflegen, das heißt, vormittags etwas spazieren gehen, eventuelle nochmal kurz ausruhen, mich konzentrieren und dann rund zwei Stunden vor dem Spiel zur Halle fahren. Deine Zeit bei der MT geht zu Ende, Du hast bereits einen Verein in Deiner schwedischen Heimat gefunden! Fahlgren: Ja, ich habe bei Hammarby für drei Jahre unterschrieben. Es war eine schöne Zeit für mich in Deutschland, die ich nicht missen möchte. Mein Traum war es immer, in der Bundesliga zu spielen. Aber ich habe jetzt das Gefühl, dass diese Zeit ausreichend ist, dass ich gerne in meine Heimat zurück kehren und wieder näher bei meiner Familie sein möchte. Der wichtigste Grund für meine Rückkehr ist: Ich werde im Sommer Vater. Da bleiben ja vorerst keine Wünsche mehr offen, oder? Fahlgren: Doch! Einen Wunsch habe ich natürlich noch: Ich würde mich von der MT und aus Deutschland gern mit einem Titel verabschieden! Zum Spiel: Samstag, 29.04.2017, 20:00 Uhr, Rothenbach-Halle Messe Kassel EHF Cup Viertelfinal-Rückspiel: MT Melsungen – Saint-Raphaël Var HB (Frankreich) Der Sieger aus Hin- und Rückspiel ist für das Final Four Turnier um den EHF Cup 2016/17 qualifiziert, welches am 20. und 21 Mai in Göppingen ausgetragen wird. – Die MT Melsungen muss einen Vier-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel (26:30) wettmachen. Ticketsituation: Tickets gibt es noch im Vorverkauf (Fan Point Kassel, Friedrichsplatz 8 und Sporthaus Solms Lohfelden, Hauptstraße 49) sowie am Spieltag an der ab 18:00 Uhr geöffneten Hallenkasse. Stand Freitagmittag waren rund 3.000 der 4.300 Karten abgesetzt. Quelle: PM MT Melsungen

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