Personell geschwächt zum Tabellenführer: HSG Konstanz hat in Lübbecke nichts zu verlieren

10.02.2017 9:24
Sieben Ausfälle hatte die HSG Konstanz zuletzt zu beklagen – und das zur Unzeit, denn Entspannung in dieser Hinsicht ist in den nächsten ohnehin ganz schweren Partien kaum zu erwarten. Innerhalb von nur acht Tagen muss der Aufsteiger aus der größten Stadt am Bodensee gegen die Top drei der 2. Handball-Bundesliga antreten, zweimal davon obendrein noch auswärts. Den Auftakt in das von HSG-Kapitän Fabian Schlaich getaufte „Hammer-Programm“ bildet am Samstag, 19 Uhr, das Spiel bei Tabellenführer und Erstliga-Absteiger TuS N-Lübbecke. Beim Start in die Rückrunde mit dem zweiten Aufeinandertreffen mit dem ostwestfälischen Profiteam könnte man versucht sein, sich angesichts des vielversprechenden Zweitliga-Starts der HSG Konstanz gegen Lübbecke gerne an das Hinspiel zu erinnern und vielleicht ähnliches für das zweite Duell erwarten. Mehr als der Rückblick auf eine gute Leistung der HSG über 50 Minuten, als Konstanz drauf und dran war dem großen Favoriten direkt ein Bein zu stellen und sich letztlich mit einigen Toren in den letzten Minuten doch noch mit 24:28 (13:13) geschlagen geben musste, ist dem damaligen Zweitliga-Auftakt allerdings nicht beizumessen, wie HSG-Cheftrainer Daniel Eblen nicht nur angesichts der ungünstigen Personalsituation betont. „Nun haben wir eine ganz andere Ausgangslage“, erklärt der 42-jährige A-Lizenzinhaber, „denn Lübbecke hat sich nach dem Abstieg und einem größeren Umbruch mittlerweile sehr gut eingespielt, während wir im Hinspiel noch unser komplettes Erfolgsteam zusammenhatten, wo wir direkt so weiter machen konnten wie in der Meistersaison. Das sieht nun komplett anders aus.“ Vor allem die Situation am Kreis bereitet dem HSG-Coach mit drei verletzungsbedingten Ausfällen und dem beruflich sehr eingespannten Simon Flockerzie großes Kopfzerbrechen und Unbehagen. „Im Hinspiel waren wir die eingespielte Mannschaft, nun ist es der TuS, während wir völlig neue Abläufe einstudieren müssen, um das Fehlen einiger wichtiger Spieler überhaupt auffangen zu können“, erklärt Eblen. „Mit dem Unterschied, dass Lübbecke dies über eine enorme Qualität im sehr erfahrenen Kader relativ gut auffangen konnte.“ Zumindest die aus den erzwungenen Umstellungen resultierende erschreckend schwache erste Halbzeit in Eisenach sei gut aufgearbeitet und abgehakt. Daniel Eblen hatte sich das Video zusammen mit seiner Mannschaft noch einmal angesehen und eingehend analysiert. Seine Erkenntnis: „Wir haben in der Abwehr und im Angriff viel zu viele Fehler gemacht. Ein Grund war, dass wir uns durch das Fehlen von Chris Berchtenbereiter und Simon Flockerzie in der Abwehr komplett umorientieren und anders aufstellen mussten. Im Angriff fehlte dazu die nötige Dynamik und Geschwindigkeit.“ Immerhin stimmen ihn die Reaktion und das Auftreten nach der Halbzeitansprache zuversichtlich, denn mit einer derart furiosen Aufholjagd, als ein Sieben-Tore-Rückstand egalisiert werden konnte, sei unter diesen Umständen nicht unbedingt zu rechnen gewesen. „Es stimmt mich positiv, dass wir nach der Pause so zulegen konnten und uns wieder an das erinnert haben, was wir trainiert haben“, so Eblen weiter. Die aktuelle Trainingswoche stellt den Konstanzer Übungsleiter jedoch ebenfalls nicht zufrieden, denn neben weiteren kleinen Verletzungen und Infekten kam die Prüfungszeit an den Hochschulen sowie Trainerlehrgänge der aktuellen Vorbereitung immer wieder in die Quere. „Es kommt gerade alles ein wenig zusammen“, zuckt er mit den Achseln. Ganz anders sind die Vorzeichen beim über das beste Torverhältnis und die zweitbeste Abwehr der Liga aufweisenden Tabellenführer, der zuletzt einen recht souveränen Start-Ziel-Sieg gegen Verfolger Hüttenberg feiern durfte. Es war der neunte Sieg im neunten Heimspiel vor knapp 2000 Zuschauern, in dem TuS-Torwart Peter Tatai 23 Würfe parierte. Den ohnehin schon außergewöhnlich gut und breit besetzten Kader, dem auch der aktuelle polnische WM-Teilnehmer Lukasz Gierak angehört, verstärkte der schnurstracks zurück in die stärkste Liga der Welt strebende ehemalige Europapokalsieger kürzlich noch einmal kurzfristig mit dem kroatischen Kreisläufer Branimir Koloper, der bereits über Erstligaerfahrung in Deutschland verfügt. Eblen ist sich deshalb auch sicher, dass er Lübbecke in der nächsten Spielzeit wieder im Fernsehen beobachten kann. „Lübbecke spielt nach einer Findungsphase extrem stabil, in der ganzen Saison aber auch innerhalb der einzelnen Spiele. Der Kader ist richtig gut besetzt, verfügt neben ganz viel Qualität über einiges an Erfahrung, obwohl das Durchschnittsalter gar nicht so hoch ist.“ Das Team von Aaron Zieerke zeichne sich dabei durch einen „sehr souveränen Handball“ aus. Eblen: „Man hat nie das Gefühl, dass dort etwas anbrennen könnte, sodass in der Frage nach dem Meister der Weg nicht an Lübbecke vorbeiführen kann.“ Zumindest bei Matthias Stocker stehen die Zeichen auf grün für einen Einsatz in der 720 Kilometer entfernten 25000-Einwohner Stadt in Nordhein-Westfalen. Ob auch Simon Flockerzie wieder mitwirken kann, entscheidet sich allerdings erst kurzfristig. Erneut bricht der HSG-Tross bereits am Freitagmorgen auf und legt in Lüdenscheid einen Zwischenstopp ein, ehe der krasse, ersatzgeschwächte Außenseiter die Mission Impossible beim zu Hause noch unbezwungenen Spitzenreiter in Angriff nimmt. So fordert Eblen auch im wahrscheinlichen Fall einer Niederlage eine Entwicklung im neuen Zusammenspiel seiner jungen und unerfahrenen Mannschaft. „Wir müssen sehen, dass wir einen weiteren Schritt vorwärts machen und in der Defensive unsere Sicherheit zurückbekommen.“ Doch obwohl der gebürtige Konstanzer um die Herkulesaufgabe weiß, die der HSG Konstanz bevorsteht, freut er sich auch auf die Herausforderung. „Wir können uns jetzt mit einem Team messen, das nächste Saison sicher wieder zur Beletage des deutschen Handballs gehören wird“, meint er, hebt aber zugleich den Zeigefinger und fügt an: „Das kann uns aber nur Spaß machen, wenn wir wieder Emotionen und großen Kampfgeist zeigen. Nur ein bisschen Handball zu spielen wird gnadenlos schief gehen.“ Quelle: PM HSG Konstanz

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